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Inschrift an die Lares Compitales Bild1

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Inschrift an die Lares Compitales
Zwei Fragmente
Inv.-Nr. Sk 68/Sk 70

Mitte – Ende 2. Jh. n. Chr.

Heller Sandstein.

H Inv. Sk 68 (oberes Fragment) 20,5 cm
H Inv. Sk 70 (unteres Fragment) 21,5 cm
B 42,5 cm
T 7,8 cm


Fundort: Gefunden nach einem Brand 1769 im Kloster Dalheim in Mainz-Zahlbach. Die Fragmente waren in einer Scheune des Klosters verbaut.

Zugang: Erworben 1777 durch Legationsrat Schmidt v. Rossau für Landgraf Friedrich II., am 9. August 1777 nach Kassel gesandt.


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Erhaltungszustand/Restaurierung: Fehlstelle am horizontalen Bruch der beiden Fragmente. Diagonaler Bruch im oberen Fragment geschlossen. Seitliche Kanten abgesägt. RS grob gepickt, schwarze Verfärbungen durch Brandeinwirkung. Oberfläche verwittert und stellenweise versintert. Restaurierung 1985: gereinigt, gefestigt.

Beschreibung: Die Zusammengehörigkeit der beiden Fragmente kann als gesichert gelten (Bieber 1915, Schallmeyer u. a. 1990). Sie bilden ein ungerahmtes Feld mit einer lateinischen Inschrift:
LARIBVS │ COMPETALI │ BVS SIVE │ QVADRIVI │ IS ∙ T(itus) ∙ F ∙ L(avius) ∙ CASTVS │ BE(neficiarius) ∙ CO(n)S(ularis) │ q (ui?) ∙ V(oto) ∙ L(ibens) ∙ P(osuit)

Trotz der Fehlstelle lässt sich die Zeile 4 anhand der erhaltenen Reste rekonstruieren. Die Ergänzung der letzten Zeile nach Schallmeyer u. a. (1990) ist zwar nicht absolut gesichert, erscheint aber aufgrund der Formeln in ähnlichen Inschriften wahrscheinlicher als die alte Lesung »c(um) vil (ico) p(osuit)« (Bieber 1915). Die Inschrift ist in die zweite Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. zu datieren (Schallmeyer u. a. 1990). Ihr zufolge hat den Lares Compitales oder den Quadriviae Titus Flavius Castus, Beneficiarier des Statthalters, den Stein gemäß einem Gelübde gerne errichtet.

Die Inschrift setzt die männlichen Lares Compitales als römische Schutzgötter der Wegkreuzungen (compita) den entsprechenden nichtrömischen Schutzgöttinnen (Quadriviae oder Quadruviae) gleich. Verbindungen römischer mit einheimischen, vorwiegend keltischen Gottheiten sind in den Weihungen im Raum Mainz von der Mitte des 2. Jhs. n. Chr. an häufiger belegt (Selzer 1988, 82). Weihinschriften an die Quadruviae finden sich überwiegend in den beiden germanischen, aber auch in den Donauprovinzen. Es ist umstritten, ob die Göttinnen keltischen, germanischen oder illyrisch-balkanischen Ursprungs sind. Die Beneficiarier waren Soldaten mit besonderen Funktionen als Ordnungskräfte. Titus Flavius Castus war dem Stab des Provinzstatthalters zugeordnet. Zu den Aufgaben der Beneficiarier gehörte u. a. die Sicherung der Fernstraßen. Dazu passt es, dass sie in den beiden germanischen Provinzen häufiger als Stifter von Altären für die Gottheiten der Wegkreuzungen in Erscheinung treten (Schallmeyer u. a. 1990, Nr. 54. 202. 206; Fischer 2001, 186).

Möglicherweise waren auch die beiden Kasseler Fragmente Teile eines derartigen Altars (Schallmeyer u. a. 1990). Sie sind bislang das einzige Beispiel, das die provinzialen, nichtrömischen Göttinnen inschriftlich mit den römischen Lares Compitales verbindet. Der ursprüngliche Aufstellungsort lässt sich nicht mehr feststellen (Bieber 1915). In Mainz wurden römische Denkmäler oft als Spolien verwendet und auch weiträumig verschleppt (Selzer 1988, 78).

Publiziert:
Bieber 1915, Nr. 99 Taf. 37; CIL XIII 6731. 6768. 11816; E. Schallmeyer u. a., Der römische Weihebezirk von Osterburken I (1990) Nr. 126.


Literatur: Vgl.: W. Selzer, Römische Steindenkmäler. Mainz in Römischer Zeit (1988) 78. 82; E. Schallmeyer u. a., Der römische Weihebezirk von Osterburken I (1990) Nr. 54. 202. 206. – Zu den Lares Compitales: E. Simon, Die Götter der Römer (1990) 119 ff. – Zu den Beneficiariern: DNP 2 (1997) 562 s. v. Beneficiarii (Y. Le Bohec); T. Fischer (Hrsg.), Die Römischen Provinzen (2001) 48. 186. – Zu den Quadruviae: RE XXIV (1963) 714 ff. s. v. Quadruviae; 715 Nr. 15 (F. M. Heichelheim); LIMC VII (1994) 611 s. v. Quadruviae (R. Vollkommer); DNP 2 (1997) 706 s. v. Biviae (M. Euskirchen).

(NZE)

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