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Grabstein des Publius Sepetumienus Fronto Bild1

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Grabstein des Publius Sepetumienus Fronto
Fragment
Inv.-Nr. Sk 65

1. Hälfte 1. Jh. n. Chr.

Kalkstein.

H 41 cm
B 39,5 cm
T 24 cm


Fundort: Mainz-Weisenau, 1772 durch Pater Joseph Fuchs gefunden »neben der oberen Heerstraße, ober Weisenau, gegen Mainz zu« (Fuchs 1772).

Zugang: Erworben 1777 durch Legationsrat Schmidt v. Rossau für Landgraf Friedrich II.


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Erhaltungszustand/Restaurierung: Unterer Teil fehlt. Kleine Ausbrüche im Bereich der Randleisten. Oberfläche verwittert. Auf Oberseite rechteckiges Dübelloch mit Rostspuren von früherer Montage. Restaurierung 1985: gereinigt.

Beschreibung: Bei dem Fragment handelt es sich um den oberen Teil einer Stele mit Halbbogenabschluß. Profilierte Leisten rahmen das halbkreisförmige Giebel- und das rechteckige eingetiefte Inschriftenfeld. Ein breit ausgezogenes Akanthusornament, das sich um einen zentralen Punkt entfaltet, füllt das Giebelfeld vollständig aus. Das Ornament hat eine kantige geriffelte Struktur mit zackenförmigen Blattspitzen.

Von der Inschrift sind drei Zeilen erhalten:

P(ublius) • SEPETVMIE | NUS • L(ucii) • F(ilius) • FR | ONTO • ANN(orum) XXV | […]

Die Zahlzeichen XX in Zeile 3 sind durch eine Ligatur verbunden, das Zeichen V ist kleiner geschrieben. Nach Fuchs waren zum Zeitpunkt der Auffindung noch Reste vom Ende der Zeile 4 mit drei Buchstaben zu erkennen.

Das Fragment war Teil eines provinzialrömischen Grabsteins. Seine Inschrift identifiziert den Verstorbenen als Publius Sepetumienus Fronto, Sohn des Lucius, 25 Jahre alt. Das Gentilnomen ist möglicherweise verschrieben und lautet eigentlich Septimius (Boppert 1992b, Nr. 76).

In Mainz-Weisenau befand sich eine große Zivilsiedlung (Vicus) vorrömischen Ursprungs. Das dort vermutlich in augusteischer Zeit angelegte Militärlager wurde bereits gegen Ende des 1. Jhs. n. Chr. aufgelöst, der Vicus bestand noch bis Ende des 4. Jhs. n. Chr. (Weidemann 1968; Selzer 1988; Boppert 1992b, 10 f.).

Da die Inschrift auf dem Kasseler Grabstein im Anschluß an den Namen keine militärische Einheit nennt, war der Verstorbene wohl Bewohner des Vicus. Die Zivilbevölkerung war stark einheimisch-keltisch geprägt und im Handel, in der Schiffahrt und im Töpferhandwerk tätig (Selzer 1988). Im Gebiet der Siedlung wurden mehrere tonverarbeitende Werkstätten nachgewiesen, die im Laufe des 1. Jhs. n. Chr. an Bedeutung gewannen (Weidemann 1968, Selzer 1988; Boppert 1992b, 6, 10 f.). Die Reste der Kasseler Grabinschrift enthalten keine Angaben zum Beruf des Verstorbenen. Seine tria nomina mit dem römisch-italischen Gentilnamen Septimius bezeugen jedoch, dass er römischer Bürger war (Boppert 1992b, 6, 14).

Der Grabstein gehört dem Typus der profilgerahmten Stelen an (Gabelmann 1972). Sein oberer Abschluß hat die seltene Gestalt eines Halbbogens statt eines Giebels (Boppert 1992a, Nr. 159–162; Noelke 2001). Dessen vollständige Ausfüllung durch ein rosettenartiges Akanthusornament ist eine rheinische Besonderheit (Bieber 1915; Gabelmann 1972; Selzer 1988; Boppert 1992a, Nr. 161). Der Grabstein des Sepetumienus Fronto ist wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. entstanden (Boppert 1992b, Nr. 76).

Publiziert:
J. Fuchs, Alte Geschichte von Mainz II (1772) 168 f. 260; Bieber 1915, Nr. 101 Taf. 36; W. Boppert, Zivile Grabsteine aus Mainz und Umgebung, CSIR II 6 (1992b) 14 f. 112 f. Nr. 76 Taf. 47. – Zur Inschrift: CIL XIII 7109.


Literatur: Zu profilgerahmten Stelen: H. Gabelmann, BJb 172, 1972, 69 ff. – Zu Mainz-Weisenau: K. Weidemann, JbRGZM 15, 1968, 168 ff.; W. Selzer, Römische Steindenkmäler. Mainz in Römischer Zeit (1988) 47 ff.; W. Boppert, Zivile Grabsteine aus Mainz und Umgebung, CSIR II 6 (1992b) 8 ff. – Zum Halbbogenabschluß und zum Ornament: Selzer a. O. Nr. 60; W. Boppert, Militärische Grabdenkmäler aus Mainz und Umgebung, CSIR II 5 (1992a) Nr. 159–162; T. Fischer (Hrsg.), Die Römischen Provinzen (2001) 159 (P. Noelke).

(NZE)

Grabstein des Publius Sepetumienus Fronto  Bild1

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