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Marcus Antonius (?) Bild1

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Marcus Antonius (?)
Kopf einer Statuette
Inv.-Nr. V 52

Ptolemäisch, um 40–30 v. Chr. (?)

Gelblich-grauer Kalkstein

H 5 cm



Zugang: Erworben 1925 im Kunsthandel Köln


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Erhaltungszustand/Restaurierung: Unergänzt. Im Halsansatz unten gebrochen. Oberfläche bestoßen, Kratzer, Abplatzungen; Nasenspitze verloren. Rote Farbreste in der Mundspalte. Restaurierung 1994: gereinigt, Standdübel montiert.

Beschreibung: Der ehemals farbig gefasste Kopf gibt einen bartlosen Mann mit einer wulstigen Tänie – Enden im Nacken verloren? – oder einem voluminösen Reifen im nur skizzenhaft modellierten, kurzlockigen Haar wieder. Stark ausgeprägte Gesichtszüge deuten auf ein individuelles Bildnis hin. Besonders auffällig sind die sich verjüngende schmale und quergefurchte Stirn unter dem aufgebauschten Stirn- und Schläfenhaar, die gewölbte Brauen-Schläfenpartie und die wulstigen, die Augen verengenden Lider, die leicht überhängende Unterlippe und das kleine abgerundet vorspringende Kinn. Eine Querfurche markiert die Mitte des stämmigen Halses.

Das qualitätvolle kleinformatige Bildnis steht deutlich in der Tradition ptolemäischer Herrscherbildnisse, wie Marmorbildnisse des Ptolemaios VI. Philometor (163–145 v. Chr.), ohne dass eine eindeutige Identifizierung möglich ist. Es lässt sich einer Gruppe von Porträts anschließen, die für Darstellungen des Marcus Antonius (82–30 v. Chr.), des seit 41 v. Chr. Geliebten und Verbündeten der Pharaonin Kleopatra VII. Philopator (reg. 51–30 v. Chr.), gehalten werden (Felgenhauer 1996). Die den ptolemäischen König kennzeichnende Wulstbinde könnte M. Antonius selbstherrlich angelegt haben, um den endgültigen Bruch mit Rom zu besiegeln und seiner im Triumvirat 43 v. Chr. ihm zugesprochenen Herrschaft über den Osten des Imperium Romanum als de facto Basileus adäquaten Ausdruck zu verleihen (Grimm 1998). Die Wulstbinde ist aber auch Kennzeichen von Heroen, heroisierten Personen und Priestern. Da M. Antonius sich zugleich in der Nachfolge der Ptolemäer mit dem mythischen Ahnherren dieser Dynastie Dionysos gleichsetzte, ist anzunehmen, dass er nicht nur als ›Neos Dionysos‹ kultisch verehrt wurde, sondern – wenigstens pro forma – selbst im Kult eine Priesterfunktion ausübte. Der Dargestellte könnte auch an Herakles als Heros des Pankrations angeglichen sein, worauf die charakteristische Löckchenfrisur und die Binde hindeuten (vgl. hier Kat. 3.5). Falls Marcus Antonius gemeint ist, stünde das Porträt unmittelbar in der Tradition ptolemäischer Bildformeln für Götter- und Heroenangleichung, die eine wichtige Funktion im Herrscherkult und für die höfische Propaganda hatten (Felgenhauer 1996).

Publiziert:
Mitteilungen des Hessischen Geschichtsvereins 1925/26, 143 (J. Boehlau); H. Möbius, Alexandria und Rom, AbhMünchen 59, 1964, 42 Taf. 11, 8. 9; Felgenhauer 1996, Nr. 101.


Literatur: Zu Bildnissen des M. Antonius: H. Kyrieleis, Die Bildnisse der Ptolemäer (1975) 175 H 2 Taf. 58 Kalksteinstatue im Typus Zeus Aigiochos aus Atfih/Aphroditopolis; H. Kyrieleis, AA 1976, 85 ff.; G. Grimm – D. Johannes, Kunst der Ptolemäer- und Römerzeit im Ägyptischen Museum Kairo (1975) Nr. 15 Taf. 20. 21; A. Krug in: H. Maehler – V. M. Strocka (Hrsg.), Das ptolemäische Ägypten, Symposion Berlin 1976 (1978) 15 ff. Abb. 25–28; R. R. R. Smith, Hellenistic Royal Portraits (1988) 137. 168 Nr. 61 Taf. 41; 79, 14 u. 80, 9 Münzbildnisse; G. Grimm, RM 96, 1989, 347 ff. bes. Taf. 84; ; G. Grimm, Alexandria (1998) 140 ff. 146 Abb. 128 a Münzbildnis; 132 a–d Zeus Aigiochos; 133. 134 Gemmenbildnis. – Zur Binde: A. Krug, Binden in der griechischen Kunst (1967) Typ 12. – Zur Angleichung der Ptolemäer und des M. Antonius an Dionysos: Smith a. O. 37 f. 40. 136 f.; G. Hölbl, Geschichte des Ptolemäerreiches (1994) 264 ff.; G. Grimm, Alexandria (1998) 140 ff. – Zur Angleichung an Herakles: Smith a. O. 44. 48. 137; H. P. Laubscher, JbKuGewHamb 6/7, 1988, 31 f.

(PG)

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