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Männlicher Doppelkopf Bild1

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Männlicher Doppelkopf
Doppelhermenkopf, überlebensgroß
Inv.-Nr. Sk 142

Claudisch, um 50 n. Chr.

Weißer, großkristalliner Marmor mit dunklen Adern

H 37,5 cm
H Kinn bis Scheitel Kopf A 30,5 cm
H Kinn bis Scheitel Kopf B 29 cm


Fundort: Aus Kleinasien (?)

Zugang: Erworben 1992 im Kunsthandel K. Alavi, Zürich


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Erhaltungszustand/Restaurierung: Am Hals gebrochen. Größerer Kopf A: Frisur, Brauen, l. Auge, Nase, Mundpartie und Kinn bestoßen. Kopf B: Nase abgeschlagen, Frisur, Brauen, Oberlider, Mund und Kinn bestoßen. Haarband entlang des Halses jeweils abgebrochen. Zahlreiche Verletzungen der Oberfläche. Erdreste und dicke Versinterungen an der Bruchfläche am Hals. Ausgedehnte Versinterungen besonders im Bereich des Haares. Restaurierung 1986: gereinigt, Standdübel montiert. 2001 entsintert, mit Standdübel gesockelt.

Beschreibung: Der überlebensgroße ianusartige Doppelkopf besteht aus zwei motivisch gleichen Hälften. Sie unterscheiden sich geringfügig in ihrer Größe und sind asymmetrisch verbunden. Die Köpfe geben jeweils einen jungen Mann wieder. Der größere Kopf A wendet sich leicht zu seiner rechten, der kleinere Kopf B zu seiner linken Seite. Das ovale Gesicht verjüngt sich vom Jochbein aus über die gestreckten großflächigen Wangen zum abgerundeten Kinn hin. Dessen Übergang zu dem kräftigen Hals ist knapp, aber etwas schwammig. Die niedrige breite Stirn ist gebuckelt. Sie wölbt sich über den Brauen vor und bildet über dem Nasenansatz eine Einsenkung.

Die flach geschwungenen Brauenbögen fallen nach außen hin ab. Die knappen Orbitale wölben sich leicht über die äußeren Augenwinkel. Die großen mandelförmigen Augen sind weit geöffnet und asymmetrisch gebildet. Die wulstig-kantigen Oberlider überschneiden etwas die betonten, hängenden Unterlider. Die Nase war relativ breit. Der kleine Mund mit seinen vollen Lippen zeigt weich in das Gesicht eingetiefte Mundwinkel mit feinen Punktbohrungen. Leichte Hebungen und Senkungen modellieren das Inkarnat.

Ein voluminöser Haarkranz rahmt das Gesicht an Stirn und Schläfen, wo er weit auslädt und der Front des Kopfes damit einen dreieckigen Umriss verleiht. Der breite Absatz zum Oberkopf hin ist eventuell auf ein Haarband zurückzuführen. Der Haarkranz besteht jeweils aus dicken, etwas längeren, weichen Locken mit knappen Spitzen. Kerben gliedern sie in einzelne Strähnen.

In ihren Stirnhaarmotiven weichen die beiden Köpfe voneinander ab. Über ihrer linken Stirnhälfte sind jeweils zwei Locken nach links gestrichen, ihre Spitzen zeigen nach rechts. Über dem rechten Auge von Kopf A rollt sich eine Locke nach links hin ein, über dem rechten Auge von Kopf B schwingt die entsprechende Locke nach rechts, ihre Spitze zeigt nach links. Über den Schläfen von Kopf A rollen sich je zwei Locken zu den Ohren hin ein, bei Kopf B formen die Schläfenlocken jeweils antithetische Paare. Vor den Ohren hängen bei beiden Köpfen einzelne kurze Büschel herab.

Auf dem Oberkopf bildet das Haar Gruppen sichelförmiger Locken, die durch Kerben in etwas kantige Strähnen gegliedert und deren Spitzen teilweise angeschnitten sind. Die Anordnung der Gruppen folgt keinem festen Schema, sie sind z. T. gegenläufig bewegt. Das lockere Haar ist eher wirr und nicht sehr sorgfältig ausgearbeitet. Hinter den Ohren sind jeweils Reste eines Haarbandes erhalten. Auf beiden Seiten des Doppelkopfes gehen sie in einen Steg über, der auf der Trennlinie der beiden Köpfe den Hals entlangläuft.

Die beiden Köpfe gehörten ursprünglich zu einer Doppelherme. Die Verdoppelung eines beinahe identischen Kopfes ist innerhalb der Gattung häufiger zu beobachten (Seiler 1969; Bol 1998, Nr. 568). Die Beschädigungen im Bereich der Frisur erschweren eine Deutung des Kasseler Exemplars. Die Reste einer Tänie hinter den Ohren, die auch noch an einigen Stellen oberhalb des Haarkranzes auszumachen sind, legen die Vermutung nahe, dass es sich um eine Gestalt aus dem dionysischen Kreis handelt (vgl. Wrede 1986, 21; Bol 1998). Dafür spricht außerdem das voluminöse, etwas wirre Haar.

Eindeutige Merkmale, die auf einen Satyrn hinwiesen, fehlen jedoch. Möglicherweise gibt der Doppelkopf den jugendlichen Dionysos/Bacchus wieder. In seinem Haarkranz sind aber keine Reste der für Darstellungen des Weingottes typischen Wein- oder Efeublätter mit Korymben zu erkennen (Wrede 1986, 21; Bol 1998, Nr. 568). Da die Masse der Haare über den Schläfen stark auslädt, könnten sie jedoch ursprünglich vorhanden gewesen sein. Über dem jeweils linken Ohr sind dort noch kleinteilig gegliederte Strukturen zu sehen, die nicht zu den eher dicken Locken zu passen scheinen.

Die Gestaltung der Augenpartie und die weich eingetieften Mundwinkel mit ihren feinen Punktbohrungen legen eine Datierung des Kasseler Doppelkopfes in claudische Zeit nahe. Die Gliederung der Locken auf dem Oberkopf erinnert entfernt an Porträts des Kaisers Claudius im Typus Kassel.

Der Kreis des Dionysos/Bacchus ist unter den frühkaiserzeitlichen Doppelhermen stark vertreten (Wrede 1986, 53). Sie dienten vorwiegend der Ausschmückung von Atrien, Peristylen und Gärten römischer Villen, denen sie als dekorative Ausstattungsskulpturen eine Atmosphäre dionysischer Glückseligkeit verleihen sollten (Seiler 1969; Wrede 1986, 17 f. 42; Vorster 1998). Doppelhermen wurden aber auch in Balustraden eingefügt (Wrede 1986, 80 ff.). Der handwerklich einfache Kasseler Doppelkopf ist ungewöhnlich groß. Hinweise auf eine architektonische Verwendung (Wrede 1986, 63 ff.) gibt es jedoch nicht. Die Verdoppelung eines nahezu identischen Kopfes sorgt für eine einheitliche, auf Symmetrie ausgerichtete Wirkung, die dem Empfinden römischer Dekorationskunst entspricht (Seiler 1969, 52 f.).

Publiziert:
Unpubliziert.


Literatur: Zur Gattung: S. Seiler, Beobachtungen an Doppelhermen (1969) 13 ff.; H. Wrede, Die antike Herme (1986) 17 f. 21 f. 40 ff. 52 ff. 63 ff. 80 ff.; P. C. Bol, in: Villa Albani 1998, Nr. 568. 1019 Taf. 3–4. 300. – Zum Aufstellungskontext: C. Vorster, Die Skulpturen von Fianello Sabino (1998) 42. 56 f. – Zur Datierung: Heintze 1968, Nr. 24; Fittschen – Zanker 1983, Beil. 3 c–d.; 4 a–d; A.-K. Massner, in: V. M. Strocka (Hrsg.), Die Regierungszeit des Kaisers Claudius (41–54 n. Chr.), Symposion Freiburg 1991 (1994) 162 Abb. 7; Johansen 1994, Nr. 59. 63.

(NZE)

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